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11. Oktober 2011

Kurz kritisiert: Melancholia

Genre: Drama / Science-Fiction Originaltitel: Melancholia Produktion: D, DK, F, I, SW 2011 Regisseur: Lars von Trier Darsteller: Kirsten Dunst, Charlotte Gainsbourg, Kiefer Sutherland, Charlotte Rampling, John Hurt, Alexander Skarsgård, Stellan Skarsgård, Brady Corbet, Udo Kier, Jesper Christensen FSK: 12 Anbieter (und Copyrightinhaber des eingebetteten Film-Covers): Concorde

Stell‘ dir vor, alle feiern deine Hochzeit - nur du nicht… Justine (Kirsten Dunst) ist die nicht sonderlich glückliche Braut, welche aufgrund starker Depressionen Probleme mit gängigen Bräuchen und Konventionen hat. Statt die Hochzeitstorte anzuschneiden, nimmt sie etwa einfach mal spontan ein Bad. Klar, dass das weder den Gästen, allen voran Claire (Justines Schwester, gespielt von Charlotte Gainsbourg) und deren Mann (richtig gut: Kiefer Sutherland) sowie dem Hochzeitsplaner (kurios: Udo Kier) sonderlich gefällt. Dazu fordert sie ihr Chef auch noch auf, sich während der Party einen Slogan für eine neue Werbekampagne zu überlegen. Doch dies alles wirkt unglaublich unwichtig im Vergleich zum Planeten Melancholia, der sich auf direktem Weg zur Erde befindet und bereit ist, statt dem Hochzeits- das Tanzbein des Todes zu schwingen…

Nach einem mehrminütigen Einstieg aus klassischer Musik und Sequenzen in Super-Zeitlupe, der stark an Lars von Triers letztes Werk „Antichrist“ erinnert, erlebt der Zuschauer neben den völlig durchgeknallten Gästen, die sich mit unglaublich offenen Worten gegenseitig niedermachen, vor allem Justines langsamen Zusammenbruch mit, den auch Claire kaum verlangsamen kann. Später wendet sich das Blatt und Justine muss Claire unterstützen, als die im Angesicht des möglichen Weltuntergangs panisch um ihr Leben fürchtet. Dieser Wandel, dieser Wechsel des jeweiligen Souveräns, ist hochinteressant, wenngleich für den Regisseur fast schon Standard. Dennoch ist es unglaublich, wie er es immer wider schafft, seine Darsteller zu Bestleistungen anzutreiben - wer hätte beispielsweise gedacht, dass Kiefer Sutherland ein richtig ernst zu nehmender Charakterdarsteller sein kann? Nicht verschwiegen werden sollte auch die Leistung des filmischen Schwesternpaares Kirsten Dunst und Charlotte Gainsbourg. Während erstere verdientermaßen mit dem Silbernen Löwen in Cannes ausgezeichnet wurde, überzeugt letztere nach ihrer geradezu teuflischen Rolle in „Antichrist“ erneut auf ganzer Linie.


„Melancholia“ ist insgesamt trotz kühler Bilder und latenter Weltuntergangsstimmung deutlich hoffnungsvoller als „Antichrist“, was sich vor allem im herrlich kuriosen, beinahe surrealen Humor bemerkbar macht, aber auch in der klareren Aussage. Man merkt förmlich, dass es dem dänischen Regisseur nach seinem großen Tief während der Dreharbeiten zum Quasi-Vorgänger langsam wieder etwas besser geht. Ob jedoch die Konfrontation der Planeten Erde und Melancholia ein gutes Ende nehmen wird? Sagen wir es so: Wer Lars von Triers bisherige Werke kennt, wird sich die Antwort bereits denken können. Jedenfalls habe ich im Kino während der ersten Minute eines Abspannes noch nie eine solche Stille vernehmen dürfen… „Melancholia“ ist ganz großes Independent-Kino: variantenreich, intelligent, grandios - und ganz sicher nicht für Jedermann.

Filmwertung: SEHR GUT – Note 1,2



Anmerkung: Die Idee zu dieser Geschichte kam Lars von Trier nach einem Briefwechsel mit Penélope Cruz. Da diese jedoch wegen eines anderen Projektes absagen musste, übernahm Kirsten Dunst die Hauptrolle.

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