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17. Oktober 2011

Double-Feature: Strange Days / The Fog

Strange Days
Genre: Sci-Fi-Thriller Originaltitel: Strange Days Produktion: USA 1995 Regisseur: Kathryn Bigelow Darsteller: Ralph Fiennes, Angela Bassett, Juliette Lewis, Tom Sizemore, Michael Wincott, Vincent D'Onofrio, Glenn Plummer, Brigitte Bako, Richard Edson, William Fichtner, Josef Sommer FSK: ab 16 Anbieter (und Copyrightinhaber des eingebetteten Film-Covers): Kinowelt

Stellt euch vor, ihr könntet jederzeit eine Erinnerung eines komplett fremden Menschen nachfühlen: Ihr erlebt dank dieser Person deren Sex mit, schlüpft in den Körper des jeweils anderen Geschlechts, flieht vor der Polizei, sterbt vielleicht sogar. Squid nennt sich diese fiktive Technik, mit welcher man in Egoperspektive alles sieht, hört und fühlt, was der Aufnehmende tatsächlich erfahren hat - allerdings ohne lästige Konsequenzen wie etwa Verletzungen. Um diese Idee baut Drehbuchautor James Cameron seine Geschichte, in welcher der Ex-Cop Nero (Ralph Fiennes) mit eben jenen Erinnerungen sein Geld verdient - allerdings alles andere als legal. Da sich außerdem der Schauplatz Los Angeles kurz vor dem denkwürdigen Jahreswechsel 1999/2000 in bürgerkriegsähnlichen, beinahe apokalyptischen Zuständen befindet, entwickelt sich ein knapp zweieinhalbstündiger Thriller-Plot voller Wendungen, in dem der Protagonist versucht, seine Ex-Geliebte Faith (Juliette Lewis) vor einem psychopathischen Killer zu beschützen - wenn auch scheinbar gegen deren Willen…
„Ich bin dein Priester, dein Psychiater, der direkte Draht zur Schaltzelle
der Seele. Der Magic-Man.“ (Nero zu einem potenziellen Kunden)
Holla die Waldfee, dieser Film hat eine Menge Potenzial! „Strange Days“ startet direkt mit einem Squid-Clip aus der Ego-Perspektive, entwickelt sich dann etwas schleppend, baut aber stetig an Spannung auf. Das alles ist klasse inszeniert und wird von einem namhaften und vor allem hervorragend aufgelegten Darsteller-Ensemble getragen. Ralph Fiennes ist als verwegener Schwarzmarkt-Dealer überraschend cool, ebenso die undurchsichtigen Cops (Vincent D‘Onofrio und William Fichtner). Juliette Lewis (übrigens fast häufiger oben ohne als bekleidet) entdeckt ihr Gesangstalent, Angela Bassett überzeugt als Unterstützerin Neros. Dazu kann sich die Technik auch nach über 15 Jahren sehen und hören lassen: Das Bild ist gut, die hinteren Lautsprecher werden munter eingesetzt, die Bässe hämmern, der Soundtrack passt zur Stimmung und überzeugt mit seinen dunklen Rock-Nummern.

Während der gefühlten 90 Minuten (für einen 140-Minüter ist das ein Riesen-Kompliment!) legte ich mir schon die knapp sehr gute Note zurecht, ehe ich als erfahrener Filmfreund gleich doppelt enttäuscht wurde: Wer der wahre Bösewicht ist, ahnte ich leider viel zu früh und das Ende ist ekelhaft kitschig. Es reißt einen förmlich aus der kurzweilig-genialen Endzeit-Sylvester-Stimmung und entlarvt den Film als dann doch nicht ganz so innovative Hollywood-Produktion. Da aber sonst beinahe alles stimmt, kann ich diesen virtuellen Trip durch eigene und fremde Erinnerungen jedem wärmstens ans Herz legen - auf dass er sich nicht in anderer Menschen Welten verliert...

Bild: gut Ton: sehr gut Synchronisation: sehr gut Musik: gut Kamera: sehr gut Schauspielerische Leistung: sehr gut Drehbuch/Regie: gut

Filmwertung für „Strange Days“: GUT – Note 1,6
 
The Fog - Nebel des Grauens
Genre: Horror Originaltitel: The Fog Produktion: USA 1980 Regisseur: John Carpenter Darsteller: Adrienne Barbeau, Jamie Lee Curtis, Janet Leigh, John Houseman, Tom Atkins, James Canning FSK: ab 16 Anbieter (und Copyrightinhaber des eingebetteten Film-Covers): Kinowelt

Vor genau einhundert Jahren ereignete sich im kleinen Küstenörtchen Antonio Bay eine schreckliche Tragödie, bei der viele Seemänner ums Leben kamen. Durch deren Gold entstand das Städtchen erst. Nun, am Jahrestag, kehren jedoch die Gester der Toten zurück - und sie meinen es nicht besonders gut mit den aktuellen Bewohnern…

„The Fog“ ist zweifelsohne ein Klassiker des Horror-Genres. Noch heute jagen einem vor allem die gespenstischen Erzählungen der alteingesessenen Bürger einen Schauer über den Rücken. Leider können die sonstigen Effekte nicht mehr überzeugen. Zwar ist der Streifen für sein Alter technisch noch recht ordentlich, doch errät man auch als Laie den Zeitpunkt möglicher Schockmomente problemlos im Voraus.

Überzeugend sind hingegen die Darsteller, allen voran Scream-Queen Jamie Lee Curtis. John Carpenters verfilmter Nebel ist all jenen zu empfehlen, welche eine audiovisuelle Reise in die Vergangenheit machen wollen - als die Geschichte noch mehr zählte als Gewalteskapaden und erschreckte Zuschauer. Fans der Filme, die sich heute „Horror“ nennen, könnten allerdings ein wenig gelangweilt sein. „The Fog“ ist eben inzwischen veraltet - aber meines Erachtens immer noch nett anzusehen.

Bild: befriedigend Ton: gut Synchronisation: sehr gut Musik: gut Kamera: gut Schauspielerische Leistung: gut Drehbuch/Regie: befriedigend

Filmwertung für „The Fog“: BEFRIEDIGEND – Note 2,7
 

Anmerkung: Getestet wurden die Filme als Beileger des SFT-Magazins 10/11, das noch bis Ende September am Kiosk zu haben ist. Außerdem sind auf dem Silberling drei Trailer enthalten. Wer mehr über die Zeitschrift erfahren möchte, klickt hier oder hier.

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