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24. Juni 2011

Double-Feature: Infestation / The Yards

Infestation
Genre: Horror-Komödie Originaltitel: Infestation Produktion: USA 2009 Regisseur: Kyle Rankin Darsteller: Chris Marquette, Ray Wise, Brooke Nevin, Linda Park, Alex Revan, Diane Gaeta, Jim Cody Williams FSK: ab 16 Anbieter (und Copyrightinhaber des eingebetteten Film-Covers): Capelight / Universum

Cooper (Chris Marquette) nimmt seinen Job ebenso wenig ernst wie sein gesamtes Leben und wird daher fristlos entlassen. Allerdings kann ihm das egal sein, denn noch bevor er das Bürogebäude verlassen kann, ertönt ein ohrenbetäubender Lärm, der die gesamte Belegschaft ohnmächtig werden lässt. Einige Tage später wacht er auf und muss feststellen, dass gewaltige Käfer alle Menschen zwar am Leben lassen, aber in Kokons verpuppen. Er gründet daher eine Quoten erfüllende gemischt-ethnische Gruppe, welche dem Geheimnis der Käfer auf die Schliche kommen will. Doof nur, dass viele Mitstreiter auf de Flucht das Zeitliche segnen oder gar mutieren…

„Infestation“ ist eine überraschend gute Horror-Komödie, welche zwar nicht so einfallsreich wie "Zombieland" daher kommt, aber dennoch über die gesamte Laufzeit zu unterhalten weiß. Und das trotz aller Klischees: die blonde Frau ist ängstlich, dumm und entblößt ihre sehenswerte Oberweite, die schwarzen Männer sind sympathische, toughe Kämpfer und der Protagonist verliebt sich in eine geheimnisvolle Mitstreiterin. Leider wurden auch einige Logiklöcher der Genrekollegen übernommen. Dennoch ist es jederzeit kurzweilig, den unbekannten, aber gut agierenden Schauspielern bei ihrer Flucht vor den schwarzen Rieseninsekten zuzusehen. Da das Ganze auch auf technischer Seite (trotz manchem schwachen Effekt) und in der Lokalisierung zu überzeugen weiß, kommen nicht nur Genre-Fans auf ihre Kosten - sofern sie eher Spaß als inhaltliche Substanz erwarten.

Bild: gut Ton: sehr gut Synchronisation: gut Musik: gut Schauspielerische Leistung: gut Drehbuch/Regie: gut Kamera: befriedigend

Filmwertung für „Infestation“: GUT – Note 2,3




The Yards - Im Hinterhof der Macht
Genre: Drama / Thriller Originaltitel: The Yards Produktion: USA 2000 Regisseur: James Gray Darsteller: Mark Wahlberg, Joaquin Phoenix, Charlize Theron, James Caan, Ellen Burstyn, Faye Dunaway, Steve Lawrence FSK: ab 16 Anbieter (und Copyrightinhaber des eingebetteten Film-Covers): United Video / Kinowelt

Weniger spaßig, dafür mit einer stärkeren Story kommt „The Yards“ daher. Zwar weiß ich auch nach dem Film nicht wirklich, was der deutsche Untertitel „Im Hinterhof der Macht“ bedeuten soll, viel mehr frage ich mich aber, warum der mit zahlreichen Stars besetzte Streifen hierzulande eher unbekannt ist. An der filmischen Qualität liegt es jedenfalls nicht…

Leo (Mark Wahlberg) steigt nach einer sechzehnmonatigen Haftstrafe wegen Autodiebstahls in die Firma seines Onkels Frank (James Caan) ein, welche Nahverkehrszüge herstellt und repariert. Auf der Suche nach schnellem Geld geht er jedoch nicht den sicheren Weg der Ausbildung, sondern schließt sich seinem besten Freund Will (Joaquin Phoenix) an, der Anzugträger vor der Auftragsvergabe besticht und Konkurrenzbetriebe infiltriert. Doch eines Tages geht ein Ausflug der beiden ungleichen Freunde schief, weshalb Will aus Angst um den Verlust seiner Position seinem Kumpanen Leo gar einen Mord anhängen will.

Neben den aufgeführten männlichen Darstellern überzeugen auch die Frauen an deren Seite: Charlize Thron (darf ebenfalls oben ohne bewundert werden), Ellen Burstyn und Faye Dunaway tragen dazu bei, dass „The Yards“ eher intensives Drama denn spannungsgeladener Thriller ist. Den glaubhaften Charakteren, der angenehm ruhigen, aber intensiven Stimmung steht lediglich eine mitunter schwächelnde Technik gegenüber, die neben dem grieseligen Bild vor allem beim Ton stört: So gerät die Klangkulisse zu laut, die Stimmen gehen etwas unter und sind in der sonst sehr guten Synchronfassung oft unpassend gemischt worden. Dies tut dem ansonsten sehr sehenswerten Drama um einen Ex-Häftling, der wieder auf die falsche Bahn abzurutschen droht, keinen Abbruch, weshalb ich auch hier eine Empfehlung aussprechen kann.

Bild: befriedigend Ton: befriedigend Synchronisation: gut Musik: gut Schauspielerische Leistung: sehr gut Drehbuch/Regie: gut Kamera: gut

Filmwertung für „The Yards - Im Hinterhof der Macht“: GUT – Note 2,2



Anmerkung: Getestet wurden die Filme als Beileger des SFT-Magazins 06/11, das nur noch bis zum 28. Juni am Kiosk zu haben ist. Außerdem sind auf dem Silberling drei Trailer enthalten. Wer mehr über die Zeitschrift erfahren möchte, klickt hier oder hier.

21. Juni 2011

Kurz kritisiert: The Tree of Life

Genre: Drama / Fantasy Originaltitel: The Tree of Life Produktion: USA 2010 Regisseur: Terrence Malick Darsteller: Brad Pitt, Sean Penn, Jessica Chastain, Hunter McCracken, Laramie Eppler, Tye Sheridan, Fiona Shaw FSK: ab 12 Anbieter (und Copyrightinhaber des verlinkten Filmplakats und der weiteren Bilder): Concorde

Wie die meisten Filmfreunde fing auch bei mir die Leidenschaft des Filmsammelns mit Hollywood-Blockbustern an. Die sind in der Regel leichte Kost, richten sich an ein breites Publikum, machen es dem zuschauer in der Regel leicht, Sympathien und ähnliche Gefühle zu entwickeln, welche ihm helfen, den Film zu verstehen und zu mögen. Doch irgendwann wendete ich mich immer mehr von dieser ständig gleichen Fließbandproduktion ab, denn bis auf wenige und äußerst seltene Ausnahmen wird schlicht das gezeigt, was die meisten Zuschauer in die Kinos treibt, den Gewinn maximiert. So entdeckte ich Independentfilmgrößen wie Lars von Trier und Jim Jarmush für mich, interessierte mich mehr für schwedische, französische, südamerikanische Streifen. Denn diese boten Innovation, Mut und den Blick auf die Aussage, weniger auf die Befindlichkeiten des durchschnittlichen Filmfreunds. Doch dass ich längst nicht an allem, was neu ist, was als Kunst bezeichnet wird, auch wirklich Gefallen finden kann, wurde am gestrigen Abend beim Kinobesuch von „The Tree of Life“ überdeutlich.

Grundsätzlich geht es im Film um den jungen Jack (Hunter McCracken), der im Amerika der 50er-Jahre zusammen mit seinen beiden Brüdern von seinem strengen, fast schon launischen Vater (Brad Pitt) und der einfühlsamen Mutter (Jessica Chastain) zwei grundverschiedene Beziehungsansätze erlebt, die sich nur in wenigen Punkten überschneiden, etwa in der Ausübung des starken Gottesglaubens. Doch immer wieder sieht man auch den erwachsenen Jack (Sean Penn), der immer scheinbar ruhelos von den Erlebnissen seiner Kindheit durch gläserne Bürokomplexe und über Strände läuft.

So weit, so nachvollziehbar. Doch Regisseur Terrence Malick möchte nicht nur Jacks Kindheit in zahlreichen kurzen Szenen rekapitulieren, sondern gleich die Entstehungsgeschichte der ganzen Erde erzählen, weshalb er nach etwa einer Viertelstunde völlig unerwartet vom Urknall an das aufkeimende Leben zeigt und sogar einige Minuten später mittelprächtig animierte Dinosaurier (!) durch die Wälder hüpfen lässt. Meines Erachtens wird man hier vom Regisseur fälschlicherweise allein gelassen, quält sich fast durch die ellenlangen Szenen, die man weder erwartet noch erhofft hatte. Paradoxerweise zeigt sich der Film jedoch gerade hier von seiner stärksten Seite: Die grandiosen Bilder und vor allem die wunderschöne klassische Musikuntermalung von Alexandre Desplat werden mir noch lange im Gedächtnis bleiben.

„Sag mal, geht das jetzt die ganze Zeit so?“ (Die Frage einer lästigen, weil häufig kommentierenden Zuschauerin an ihren Begleiter, als man nach etwa zwanzig Minuten tatsächlich meinen konnte, die Filmrollen von „The Tree of Life“ und einer BBC-Dokumentation über den Urknall seien vertauscht worden.)

Auch die Schauspieler spielen durchaus gut, allerdings konnte ich nur selten mit ihnen mitfühlen, da es der Film nicht vermochte, mich emotional ins Boot zu holen. Schade. So wirkten die meisten der zahlreichen Off-Kommentare (mal vom Vater, mal von den Eltern) abwechselnd befremdlich oder gar unfreiwillig komisch. À propos Kommentare: Sean Penn, der ja den erwachsenen Jack spielt, hat in Deutschland mit Tobias Meister denselben Synchronsprecher wie Brad Pitt. Da letzterer aber deutlich häufiger zu sehen ist, wird Penn leider von Marcus Off gesprochen, was eine grauenhaft unpassende Wahl war. Glücklicherweise spricht er kaum, sondert schaut meistens nur bedrückt…


Am Ende bleibt ein einhundertachtunddreißigminütiges Intro voller Erinnerungsschnipsel, künstlerisch anspruchsvoller Bilderwelten und einem tollen Soundtrack. Aus meiner Sicht ein klarer Fall von „Style over Substance“ – ich hatte mir aber gerade von der Aussage des Films mehr erhofft als einen Haufen Eindrücke, aus dem der Zuschauer gefälligst selbst etwas herausziehen soll. So stellte sich mir und den meisten der anderen ratlos wirkenden Kinogänger bereits lange vor dem Abspann die Frage: Ist das noch Kunst oder kann das weg?

Filmwertung: AUSREICHEND – Note 3,9