Kategorien

30. Januar 2011

DVD-Kritik: The Fountain

Genre: Historienfilm / Drama / Science-Fiction Originaltitel: The Fountain Produktion: USA 2006 Regisseur: Darren Aronofsky Darsteller: Hugh Jackman, Rachel Weisz, Ellen Burstyn, Mark Margolis, Stephen McHattie, Fernando Hernandez, Cliff Curtis FSK: ab 12 Anbieter (und Copyrightinhaber des eingebetteten Film-Covers): Arthaus / Kinowelt

Ein Film, drei Epochen: Der Mediziner Dr. Tommy Creo versucht in der Gegenwart, ein Heilmittel für seine an Krebs erkrankte Frau Izzi zu finden. Diese schreibt an einem Manuskript, welches die Geschichte des Konquistadoren Tomas erzählt, welcher im 16. Jahrhundert von der spanischen Königin den Auftrag erhält, in Südamerika den Baum des Lebens zu suchen. Im Jahre 2500 schließlich wird der Astronaut Tom immer wieder von Erinnerungen einer längst vergangenen Zeit heimgesucht, während er mit einem sterbenden Baum auf der Suche nach Erlösung ist…

Regisseur Darren Aronofsky arbeitete über fünf Jahre an der Fertigstellung von „The Fountain“. Bereits Anfang des Jahrtausends sollte sein Drehbuch mit 70 Millionen US-Dollar Budget sowie Brad Pitt und Cate Blanchett in den Hauptrollen verfilmt werden. Doch Pitt verließ das Projekt kurz vor Drehbeginn für sein Historien-Epos „Troja“, angeblich auch wegen kreativer Differenzen mit Aronofsky. Erst 2004 startete man einen zweiten Versuch, diesmal mit Hugh Jackman, Rachel Weisz und einem um die Hälfte gekürzten Budget.

Doch bis auf stellenweise schwache Effekte in der Sci-Fi-Episode und den im Vergleich mit Brad Pitt sicherlich etwas weniger begabten Hugh Jackman kann man für das Ergebnis dankbar sein. Die Geschichten der drei Zeitabschnitte werden dabei ineinander vermischt und sind auch in sich in keiner chronologischen Ordnung. Viele Fragen werden also erst spät beantwortet und dem Zuschauer wird stets eine hohe Konzentration abverlangt. Doch für diese Mühe wird man auch reichhaltig belohnt: mit einer kraftvoll-poetischen und unheimlich faszinierenden Parabel über den Tod und die Macht des Lebens.

Im Grunde erzählt „The Fountain“ eine tragische Liebesgeschichte. Doch diese ist eingebettet in einen philosophischen Kontext und gleich drei Erzählebenen, von denen jede einzelne genug Stoff für je einen Langfilm geboten hätte. Doch zusammen in lediglich 93 Minuten entfaltet das ursprünglich so schlichte Drama seine besonders elektrisierende Wirkung. Dazu tragen auch Clint Mansells Filmmusik und großartige Kameraeinstellungen bei, die dank der sehr guten Technik (das Bild ist wunderschön, der Ton überzeugt vor allem in der kraftvollen DTS-6.1-Abmischung) ein besonderes Seh- und Hörerlebnis ermöglichen.

Die Extras der Single-Disc beinhalten unter anderem einige Trailer, kurze Interviews sowie einen wunderbar entspannenden Bildschirmschoner und die isolierte Filmmusik. Im Nachhinein hätte ich mir jedoch besser die Special Edition angeschafft, die mit längeren Interviews, einem einstündigen Making-Of sowie einigen Featurettes sicherlich noch mehr Hintergründe offenbart.

Betrachtet man nur den Film als solchen, ist Darren Aronofsky Großes gelungen. Meines Erachtens hat er sich mit „The Fountain“ ein Denkmal gesetzt, das Generationen überdauern wird. Ein Film, der sicherlich für viele Zuschauer zu anstrengend und speziell ist, für eine kleine Schar Interessierter jedoch vor allem eines sein wird: Ein wunderbares Meisterwerk.

Bild: sehr gut
Ton: sehr gut
Synchronisation: gut
Musik: sehr gut
Schauspielerische Leistung: sehr gut
Drehbuch/Regie: sehr gut
Kamera: sehr gut
Extras: gut

Filmwertung: SEHR GUT – Note 1,4



Anmerkung zum Regisseur: Darren Aronofsky ist für außergewöhnliche Dramen bekannt und konnte bereits mit „Pi“ und „Requiem for a Dream“ überzeugen. Nach „The Fountain“ verhalf er Mickey Rourke in „The Wrestler“ zu einem nicht für möglich gehaltenen Comeback. Momentan läuft „Black Swan“ mit Natalie Portman in den deutschen Kinos.

27. Januar 2011

DVD-Kritik: Air America

Genre: Action-Komödie Originaltitel: Air America Produktion: USA 1990 Regisseur: Roger Spottiswoode Darsteller: Mel Gibson, Robert Downey Jr., Nancy Travis, Ken Jenkins, David Marshall Grant FSK: ab 12 Anbieter (und Copyrightinhaber des eingebetteten Film-Covers): Kinowelt

Der Verkehrspilot Jimmy (Robert Downey Jr.) wird zu Zeiten des Vietnamkrieges für die Firma „Air America“ angeworben, um in Laos Hilfsgüter von A nach B zu fliegen. Dass dies nur die offizielle Version ist, erfährt der naive Jungspund erst später: In Wahrheit ist das Unternehmen von der amerikanischen Regierung beauftragt, die durch Waffen- und Drogenschmuggel den Krieg im Nachbarland finanziert. Dies ruft natürlich auch diverse Bösewichte auf den Plan - und so benötigt Billy immer wieder die Hilfe des Flieger-Veteranen Gene (Mel Gibson), um aus lebensbedrohlichen Situationen zu entkommen.

Der Film basiert zwar auf einem wahren Hintergrund, jedoch sollte man keine realistische Nacherzählung erwarten, denn die Action-Komödie setzt vielmehr auf Spaß und Kurzweil. Die guten Schauspieler können dabei jedoch den fehlenden roten Faden und die stellenweise aufkommende Langeweile nicht verhindern, weshalb es aus heutiger Sicht nur zu einem befriedigenden Filmchen gereicht hat. Technisch muss sich „Air America“ hingegen nicht vor jüngeren Filmen verstecken, wenngleich Mel Gibson nicht wie gewohnt von Elmar Wepper, sondern von Thomas Danneberg vertont wurde, der sonst John Travolta, Sylvester Stallone und Arnold Schwarzenegger die Stimme leiht. Doch nach kurzer Zeit hat man sich auch daran gewöhnt und kann die mit Explosionen und markigen One-Linern geschwängerte Popcorn-Action genießen - solange man dabei das Hirn ausschaltet.

Bild: gut
Ton: gut
Synchronisation: gut
Musik: gut
Schauspielerische Leistung: gut
Drehbuch/Regie: befriedigend
Kamera: befriedigend
Extras: - (siehe „Anmerkung“ weiter unten)

Filmwertung: BEFRIEDIGEND – Note 3,2



Anmerkung: Getestet wurde der Film als Beileger des SFT-Magazins 02/11, das seit dem gestrigen Mittwoch (26. Januar) bis Ende Februar für 4,50 € am Kiosk zu haben ist. Außerdem sind auf dem Silberling drei Trailer und der Mafia-Thriller „Shadows of Death - Im Fadenkreuz der Mafia“, den ich ebenfalls rezensiert habe, enthalten. Wer mehr über die Zeitschrift und die weiteren Inhalte erfahren möchte, klickt hier oder hier.

DVD-Kritik: Shadows of Death - Im Fadenkreuz der Mafia

Genre: Thriller-Drama Originaltitel: In the Shadows Produktion: USA 2001 Regisseur: Ric Roman Waugh Darsteller: Matthew Modine, James Caan, Joey Lauren Adams, Jeff Chase, Lillo Brancato, Cuba Gooding Jr. FSK: ab 16 Anbieter (und Copyrightinhaber des eingebetteten Film-Covers): Splendid / Warner

Die Story klingt nicht gerade innovativ: Der Mafioso Eric (Matthew Modine) soll den Unfalltod des Stuntmans Jimmy rächen. Doch dann lernt er die Zielperson Lance (James Caan) und vor allem dessen Tochter Clarissa (Joey Lauren Adams) näher kennen, verliebt sich in diese und wird selbst zum Stuntman. Als er den Auftrag erhält, einen FBI-Agenten (Cuba Gooding Jr.) umzulegen, gerät die Situation mehr und mehr außer Kontrolle und Eric muss sich entscheiden, welcher „Familie“ er in Zukunft angehören möchte.
„Wir tanzen im Schatten des Todes - und zwar immer, wenn wir auf dem Set sind.“ (Stunt-Koordinator Lance liefert die Erklärung für den Filmtitel)
Sieht man das Cover und liest die Geschichte, erwartet man keinen guten Film. Doch der B-Movie-Schein trügt: Trotz einiger unlogischer Momente überraschen Spannung und Dramatik ebenso positiv wie die wirklich toll gefilmten Stunts. Dabei hilft der motivierte Cast rund um James Caan und die bezaubernde Joey Lauren Adams (bekannt aus „Lucky # Slevin“) - mit einer Ausnahme: Ausgerechnet Matthew Modine kann nicht überzeugen. Zum einen wirkt er maskiert, da seine zerfurchte Haut stark überschminkt wurde. Außerdem spielt er viel zu emotionslos - man nimmt ihm den einsetzenden Sinneswandel nicht wirklich ab. Dennoch: Wer so wenig erwartet wie ich, wird am Ende zufrieden sein. Auch weil die Technik überzeugt, die Musik äußerst passend gewählt wurde und der Kameramann die Szenen sehenswert einfing.

Bild: gut
Ton: gut
Synchronisation: gut
Musik: gut
Schauspielerische Leistung: befriedigend
Drehbuch/Regie: befriedigend
Kamera: sehr gut
Extras: - (siehe „Anmerkung“ weiter unten)

Filmwertung: BEFRIEDIGEND – Note 2,8

Anmerkung: Getestet wurde der Film als Beileger des SFT-Magazins 02/11, das seit dem gestrigen Mittwoch (26. Januar) bis Ende Februar für 4,50 € am Kiosk zu haben ist. Außerdem sind auf dem Silberling drei Trailer und die Action-Komödie „Air America“, die ich ebenfalls rezensiert habe, enthalten. Wer mehr über die Zeitschrift und die weiteren Inhalte erfahren möchte, klickt hier oder hier. Leider fand ich keinen Trailer.

20. Januar 2011

Der Podcast: Folge2

Das lange Warten nach dem Podcast-Debüt vor einigen Wochen hat nun ein Ende. Die zweite Folge ist da, in der ich an meiner Seite einen Freund - seines Zeichens Experte in Sachen Jim Jarmusch - begrüßen darf. Was läge da näher, als über die Werke dieses Independent-Filmers zu reden!? Wir haben dabei versucht, auch Einsteigern den Weg in die Welt des Jim Jarmusch zu ebnen, also gebt uns am besten auch dann eine Chance, wenn euch der Name des Regisseurs nichts sagt.



Der Inhalt:

00:10 min: Einleitung

02:05 min: Jim Jarmusch Special - Teil 1: Wer ist Jim Jarmusch und warum lohnt es sich, über ihn und sein Schaffen zu reden? Eine allgemeine Fragerunde an meinen Gast zu dessen Lieblingsfilmen, dem Fluch der Synchronisation und vielen anderen Themen.

13:48 min: Jim Jarmusch Special - Teil 2: Story und Kurzkritik zu allen elf Filmen in chronologischer Reihenfolge von 1980 bis 2009:
- Permanent Vacation (Drama, 1980)
- Stranger than Paradise (Drama, 1984)
- Down by Law (Drama-Komödie, 1986)
- Mystery Train (Drama, 1989)
- Night on Earth (Episodenfilm, 1991)
- Dead Man (Western-Drama, 1995, mit Johnny Depp)
- Year of the Horse (Konzertfilm, 1997)
- Ghost Dog - Der Weg des Samurai (Action-Drama, 1999, mit Forest Whitacker)
- Coffee and Cigarettes (Episodenfilm, 1986 - 2003)
- Broken Flowers (Road Movie, 2005, mit Bill Murray)
- Limits of Control (Thriller-Drama, 2009)

Vielen Dank auch für das Lob und die konstruktive Kritik zur ersten Folge. Es würde mich freuen, wenn ihr eure Meinung wieder im Kommentarbereich postet: Gefiel euch die neue Ausrichtung des Podcasts als Dialog? Hat es euch gestört, dass Serien und Magazin-Beileger dieses Mal kein Thema waren? Was würdet ihr euch für eine mögliche Folge 3 wünschen? Jede Kritik und jedes Lob ist wertvoll, also immer her damit!

14. Januar 2011

DVD-Kritik: Charlie Bartlett

Genre: Drama-Komödie Produktion: USA 2007 Regisseur: Jon Poll Darsteller: Anton Yelchin, Robert Downey Jr., Hope Davis, Kat Dennings FSK: ab 12 Anbieter (und Copyrightinhaber der eingebetteten Film-Bilder): 20th Century Fox / Central

Ohne große Umschweife komme ich gleich auf die Frage, die sich mir nach dem Sehen des Films aufdrängte: Inwieweit darf ein Film angefangene dramatische Handlungsstränge zu Gunsten einer Feel-Good-Atmosphäre in Wohlwollen auflösen, ohne an Glaubwürdigkeit zu verlieren? Bei „Charlie Bartlett“ ist das so eine Sache: Ich war, nachdem der Abspann lief, schlicht und ergreifend zufrieden. Allerdings weiß ich nicht, ob ich dieses Gefühl nicht auch gehabt hätte, wenn man nicht „auf Nummer Sicher“ gegangen wäre.

Charlie Bartlett (Anton Yelchin) ist ein Experte darin, von hochdekorierten Privatschulen zu fliegen. Seine reiche Mutter (Hope Davis) weiß sich nicht anders zu helfen, als hochbezahlte Seelenklempner auf den Sohnemann zu hetzen: Der erlebt mit dem verschriebenen Ritalin erst selbst wahre - und absolut durchgeknallt präsentierte - Höhenflüge, ehe er die Pillen auf der Toilette seiner Highschool an Mitschüler verkauft; inklusive einer psychologischen Beratung für alle Lebenslagen, versteht sich. So gewinnt der unangepasste Sonderling nach und nach an Sympathiepunkten, ehe sich die Kameraden ganz auf seine Empfehlungen verlassen. Auch die Tochter (hervorragend: Kat Dennings) des Schulleiters (Robert Downey Jr.) hat ein Auge auf Charlie geworfen, was dem Papi aber ebenso wenig gefällt wie dessen gefährdeter Status als Autoritätsperson…


In seinem Langfilmdebüt als Regisseur überzeugt Jon Poll gleich in dreierlei Hinsicht: Erstens mit der Auswahl seines Casts um Robert Downey Jr., Hope Davis, Anton Yelchin und Kat Dennings, die alle absolut glaubwürdig und motiviert agieren. Zweitens durch ein Gespür für die Vermittlung des außergewöhnlichen Humors. Bei manchen Szenen kommt die Pointe so unerwartet, dass es ratsam wäre, Getränke nur behutsam zu sich zu nehmen, wenn man nicht anschließend den Wohnzimmerboden putzen möchte. Etwa, wenn Charlie eine Mär von seinem Vater erzählt, der angeblich von einem Eiswagen überfahren wurde und plötzlich zu singen beginnt (hier könnt ihr den kurzen Ausschnitt sehen). Drittens ist es die Musik, die größtenteils passend ist und durch die verschiedenen Variationen von Cat Stevens legendärem „If you want to sing out“ sogar einen roten Faden beinhaltet. Und daher kann ich die Einstiegsfrage auch guten Gewissens positiv beantworten: „Charlie Bartlett“ ist ein insgesamt so gelungener Feel-Good-Film, dass er es sich erlauben darf, in manchen dramatischen Momenten etwas zu schwächeln. Ansehen!

Bild: gut
Ton: gut
Synchronisation: gut
Musik: gut
Schauspielerische Leistung: sehr gut
Drehbuch/Regie: gut
Kamera: gut
Extras: befriedigend

Filmwertung: GUT – Note 1,8