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28. Dezember 2010

DVD-Kritik: The Fan - Schatten des Ruhms

Genre: Drama Originaltitel: I love your work Produktion: USA 2003 Regisseur: Adam Goldberg Darsteller: Franka Potente, Giovanni Ribisi, Christina Ricci, Vince Vaughn, Marisa Coughlan, Judy Greer, Elvis Costello FSK: ab 12 Anbieter (und Copyrightinhaber des eingebetteten Film-Covers): Splendid

Gray Evans (Giovanni Ribisi) ist ein vor allem bei Frauen beliebter Schauspieler, der jedoch von seinem Leben auf der Überholspur und der Beziehung zu der ebenfalls berühmten Kollegin Mia Lang (Franka Potente) samt daraus entstehender Schlagzeilen überfordert ist. Daher stürzt er sich von einem Drogenrausch in den nächsten und vermutet hinter jedem Fan einen Stalker. Außerdem hat Gray damit zu kämpfen, dass er seiner Jugendliebe Shana (Christina Ricci) nachtrauert und auf der Suche nach einer normalen Beziehung schließlich selbst zum Stalker wird…

Im Internet findet man trotz des hochrangigen Casts nur wenige Rezensionen. Wer sich jedoch auf die Suche begibt, entdeckt vielleicht Kommentare wie „ein Film, der unnützer nicht sein kann. Er ist zäh wie Kaugummi, bietet dafür aber 106 Minuten Schrott vom Feinsten.“ (Quelle: DVD-Datenbank.com). Um es gleich vorweg zu nehmen: Ich teile diese Ansicht ganz und gar nicht! Adam Goldberg bewies mit „The Fan - Schatten des Ruhms“ - dessen Originaltitel „I love your work“ wie so oft besser gepasst hätte - großen Mut, indem er die an sich nicht neue Geschichte ohne gängige Hollywood-Klischees verfilmte. Stattdessen zieht er den Zuschauer durch den Einsatz zahlreicher sehenswerter Stilmitteln in seinen Bann: verstärkte Paranoia durch Rufe aus den Rear-Lautsprechern, ständige Blitzlichtgewitter, Bild in Bild, intensive Farbgebungen, der Protagonist träumt von sich in einem Film im Film und viele mehr. Doch dies wirkt nicht etwa als bloße Demonstration der Handwerkskunst des Regisseurs, sondern unterstreicht die Vermischung von Realität und Fiktion, die am Ende auch den Zuschauer vor die spannende Frage stellt, was denn nun der Wahrheit entsprach.

Neben einer namhaften und gut aufspielenden Schauspielerriege zeigt sich auch die Technik solide. Musik und Synchronisation teilen sich jedoch den Grund für die Abwertung um jeweils eine Note: Franka Potente. Diese ließ es sich erstend leider nicht nehmen, ihren Charakter für die deutsche Fassung selbst zu vertonen, was sie schlicht nicht kann. Zweitens ist von ihr eine absolut grausame und gänzlich unpassende Gesangseinlage zu hören, die dem ansonsten wirklich sehenswerten und angenehm verwirrenden Streifen den Sprung auf eine gute Endnote verbaut. Dennoch sollten Fans gut gefilmter Dramen einen Blick auf diesen ungewöhnlichen und extrem polarisierenden Genrevertreter riskieren.

Bild: gut
Ton: gut
Synchronisation: befriedigend
Musik: befriedigend
Schauspielerische Leistung: gut
Drehbuch/Regie: gut
Kamera: gut
Extras: - (siehe „Anmerkung“ weiter unten)

Filmwertung: BEFRIEDIGEND – Note 2,5



Anmerkung: Getestet wurde der Film als Beileger des SFT-Magazins 01/11, das ab dem morgigen Mittwoch (29. Dezember) bis Ende Januar 2011 für 4,50 € am Kiosk zu haben ist. Außerdem sind auf dem Silberling das PC-Spiel „Tomb Raider: Anniversary“ enthalten. Wer mehr über die Zeitschrift und die weiteren Inhalte erfahren möchte, klickt hier oder hier.

15. Dezember 2010

Aus dem Kuriositätenkabinett: In Memoriam Leslie Nielsen

Leslie Nielsen ist für mich die Komödien-Ikone der 80er und 90er Jahre, revolutionierte er doch mit allen Filmen der Trilogie „Die nackte Kanone“ dieses Genre. Heute mag das ohne den gewissen Nostalgie-Faktor bereits etwas antiquiert wirken, aber damals war er damit der King. Diesen guten Ruf ramponierte er sich in den letzten Jahren seines Schaffens ein wenig, denn „Scary Movie 4“, „Superhero Movie“, „Super Drama Movie“ und „Big Fat Important Movie“ gelten bekanntlich nicht gerade als Meisterwerke. Das folgende Video macht das besser und zeigt lediglich einige der witzigsten Momente in seiner Paraderolle als Lieutenant Frank Drebin:



Danke für viele unterhaltsame Momente. Rest in Peace, Leslie.

7. Dezember 2010

Jim Jarmusch Special: Down by Law

Genre: Drama / Komödie Produktion: D / USA 1984 Regisseur: Jim Jarmusch Darsteller: John Lurie, Roberto Benigni, Tom Waits, Nicoletta Braschi, Ellen Barkin FSK: ab 12 Anbieter (und Copyrightinhaber des eingebetteten Film-Covers): Kinowelt / Arthaus

New Orleans war kein gutes Pflaster: Der mäßig erfolgreiche Jack (John Lurie) und der ehemalige Radio-DJ Zack (Tom Waits) werden beide zu Unrecht verhaftet und zu einer Gefängnisstrafe verurteilt. Die beiden können sich von Anfang an nicht ausstehen, sind aber gezwungen, eine Zelle zu teilen. Schier unerträglich wird dies, als der unglaublich lebensfrohe Italiener Roberto (Roberto Benigni) die beiden mit seinen kümmerlichen Englisch-Kenntnissen, schlechten Witzen sowie nervigen Sprüchen und Zitaten regelmäßig auf die Palme bringt. Doch der wohlgemute Immigrant kennt auch einen Weg, um dem Gefängnis zu entfliehen – nicht ahnend, dass die Zweckgemeinschaft der drei Häftlinge in den Sümpfen Louisianas noch größeren Belastungen ausgesetzt sein wird…
„You always makin' big plans for tomorrow. You know why? Because you always fuckin' up today!” (Die Prostituierte Bobby zu Jack, ihrem Zuhälter)
Gefängnisausbruch, Flucht, verschiedenste Charaktere… Doch alle Fans von „Prison Break“ seien ausdrücklich gewarnt: Dieser Film aus meinem Geburtsjahr hat wahrlich nichts mit der erfolgreichen TV-Serie gemein: Das Bild schwarz-weiß, der Ton verrauscht, lediglich deutsche Untertiel statt kompletter Synchronisation, zwar passende, aber letztlich doch alles andere als treibende Musik, langsame Kamerafahrten statt schneller Schnitte – doch nicht nur technisch trennen diese beiden Produktionen Welten. Jim Jarmusch legte auch in seinem vierten Werk besonderen Wert auf seine wenigen Figuren und deren größtenteils improvisierten Dialoge. Ähnlich wie in „Stranger than Paradise“ gelingt ihm dies hervorragend. Die Chemie stimmt, jede Szene wirkt glaubhaft. Und auch Freunde des subtilen Humors kommen auf ihre Kosten, etwa als Roberto neben Jack und Zack auch alle anderen Gefängnisinsassen mit seinem Reim I scream, you scream, we all scream for ice cream in einen geradezu euphorischen Tanz versetzt und so ganz nebenbei die durch die schwarz-weiße Aufnahme unterstrichene Trost- und Hoffnungslosigkeit des Lebens hinter schwedischen Gardinen für kurze Zeit durchbricht.
Roberto: “It is a sad and beautiful world.” Zack: “Yeah, it's a sad and beautiful world, buddy.”
Für einen Film dieses Alters ist die schiere Masse an Extras wahrlich beeindruckend: Zahlreiche geschnittene Szenen, ein aktuelles, sprachlich äußerst fehlerhaftes, aber inhaltlich interessantes Interview mit dem niederländischen Kameramann Robby Müller sowie drei ebenfalls erst für die DVD aufgenommene Telefonate Jim Jarmuschs mit seinen drei damaligen Hauptdarstellern haben zusammmen eine Laufzeit von knapp über zwei Stunden. Außerdem erfährt der interssierte Zuhörer, dass Roberto Benigni auch im wahren Leben nur sehr gebrochen Englisch spricht, aber dafür mindestens genauso übertrieben (fast schon nervtötend) fröhlich ist. Das Fazit ist sehr einfach: Independent-Fans sollten „Down by Law“ gesehen haben, Angehörige der Generation „Prison Break“ sollten sich dies überlegen, da ihnen die Inszenierung zu spannungsarm sein könnte.

Filmwertung: GUT – Note 2,0



Anmerkung: Im „Jim Jarmusch Special“ werde ich alle neun Filme der nach dem eigenwilligen Filmemacher benannten Collection (siehe Bild) nacheinander vorstellen. Demnächst folgt also Jarmuschs viertes Werk, „Mystery Train“. Außerdem enthalten sind:

• Permanent Vacation (Zur Kritik)

• Stranger than Paradise (Zur Kritik)

• Down by Law

• Mystery Train

• Night on Earth

• Dead Man
• Year of the Horse

• Ghost Dog - Der Weg des Samurai
• Coffee and Cigarettes