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26. November 2010

Kurz kritisiert: Kurzer Prozess - Righteous Kill

Genre: Thriller Originaltitel: Righteous Kill Produktion: USA 2008 Regisseur: John Avnet Darsteller: Robert De Niro, Al Pacino, Carla Gugino, Donnie Wahlberg, John Leguizamo, 50 Cent FSK: ab 16 Anbieter (und Copyrightinhaber des eingebetteten Film-Covers): Kinowelt

Robert de Niro und Al Pacino sind zweifelsohne Meister ihres Fachs. In „Kurzer Prozess“ spielen die alten Haudegen Cops, die auch mal Beweise fälschen, um einen Verbrecher hinter schwedische Gardinen zu bringen. Doch irgendwann reicht das nicht mehr und eine schier endlose Serie an Morden nimmt ihren Lauf. Keiner würde ahnen, dass die beiden ungemütlichen, aber bisher doch verlässlichen Gesetzeshüter etwas damit zu tun haben könnten…

Man bekommt es hier mit einem Hollywood-Thriller klassischer Bauart zu tun: Es wird abwechselnd geredet und geschossen, hier und da wird der Zuschauer auf eine falsche Fährte geschickt, ehe eine Wendung am Schluss wieder alles über den Haufen wirft. Gerade dieser Twist ist jedoch erstens vorhersehbar und wird zweitens etwas unlogisch begründet – ein in diesem Genre kaum zu verzeihender Fauxpas. Dass „Kurzer Prozess“ trotzdem unterhält, liegt an den beiden Hauptdarstellern, die routiniert, dabei aber immer glaubhaft aufspielen und einfach prächtig harmonieren.

Filmwertung: BEFRIEDIGEND – Note 2,8


24. November 2010

DVD-Kritik: No Good Deed

Genre: Thriller Originaltitel: The House on Turk Street Produktion: D / USA 2002 Regisseur: Bob Rafelson Darsteller: Samuel L. Jackson, Milla Jovovich, Stellan Skarsgård, Doug Hutchison, Grace Zabriskie, Joss Ackland FSK: ab 16 Anbieter (und Copyrightinhaber des eingebetteten Film-Covers): Splendid

Hätte er doch bloß abgelehnt: Der Hobby-Cellist Jack (Samuel L. Jackson) ist im Hauptberuf Polizist mit dem Auftragsgebiet, gestohlene Fahrzeuge wieder zu beschaffen. Kurz vor der Abreise zu einem Cello-Seminar überredet ihn seine Nachbarin, deren verschollene Tochter zu suchen. Sein Weg führt ihn bis in die Turk Street, wo er einer alten Dame in ihr Haus hilft – nicht ahnend, dass dies ein Versteck für eine fünfköpfige Verbrecherbande um den gefährlichen und unberechenbaren Tyrone (Stellan Skarsgård) ist. Der ahnungslose Cop wird natürlich gleich gefangen genommen und bekommt Erin (Milla Jovovich) als Aufpasserin an seine Seite gestellt. Auch sie liebt die Musik – doch ist das genug, um auf ihren Anteil an einem lange geplanten Banküberfall zu verzichten?

„The House on Turk Street“, so der Originaltitel, war Splendid wohl zu langweilig, weshalb man sich für den alternativen englischen Titel entschied. Der klingt zwar spannender, hat aber nur wenig mit der Story zu tun - eine leider immer wieder gesehene Unsitte der Film-Verleiher. Der Thriller selbst lebt klar von seinen hochklassigen Darstellern. Gerade Samuel L. Jackson und Milla Jovovich überspielen zumeist gekonnt die eine oder andere Ungereimtheit im Drehbuch. Leider agiert die Resident-Evil-Amazone zeitweise nah am Overacting, vor allem in den Szenen, in welchen sie und Jack sich näher kommen. Überhaupt ist es seltsam, dass eigentlich jeder Mann unter 75 der Meinung ist, Erin sei einzig und allein an ihm interessiert. Da ist es fast folgerichtig, dass auch der Zuschauer auf seine Kosten kommen soll, weshalb er sich über den Anblick der musikalischen Gaunerin im Evakostüm freuen darf.

Technisch erlaubt sich der Film keine größeren Schwächen. Im Gegenteil: Gerade die bei Direct-to-DVD-Produktionen oftmals vernachlässigte deutsche Synchronfassung ist hier sehr gelungen, bis in die kleinste Nebenrolle wurden passende Sprecher verpflichtet. „No Good Deed“ ist ein solider Film über die Macht der Musik und der Begierde, der keineswegs hochklassig ist, dank vieler guter Schauspieler letztlich aber doch gefällt.

Bild: gut
Ton: gut
Synchronisation: sehr gut
Musik: gut
Schauspielerische Leistung: gut
Drehbuch/Regie: befriedigend
Kamera: gut
Extras: - (siehe „Anmerkung“ weiter unten)

Filmwertung: BEFRIEDIGEND – Note 2,9



Anmerkung: Getestet wurde der Film als Beileger des SFT-Magazins 12/10, das seit heute (24. November) bis Ende Dezember für 4,50 € am Kiosk zu haben ist. Außerdem ist auf dem Silberling das PC-Spiel „Desperados 2“ enthalten. Wer mehr über die Zeitschrift und den DVD-Inhalt erfahren möchte, klickt hier oder hier.

22. November 2010

DVD-Kritik: Leaves of Grass

Genre: Drama / Komödie Produktion: USA 2009 Regisseur: Tim Blake Nelson Darsteller: Edward Norton, Melanie Lynskey, Susan Sarandon, Keri Russell, Richard Dreyfuss, Maggie Siff, Tim Blake Nelson FSK: ab 16 Anbieter (und Copyrightinhaber des eingebetteten Film-Covers): Splendid / Warner

Stellt euch vor: Der Godfather of Movie Critics, Roger Ebert, bescheinigt einem Film, er sei einer der besten des Jahres und Edward Norton übernimmt dazu gleich beide Hauptrollen. Was glaubt ihr, wie lange der Film in deutschen Kinos läuft? … Na? … Richtige Antwort: Überhaupt nicht! Unverständlicherweise bekommt man es bei "Leaves of Grass“ mit einer Direct-to-DVD-Produktion zu tun. Für mich aber kein Grund, den seit gut einem Monat erhältlichen Streifen zu ignorieren, ereilten doch Nortons letzte Werke mit Ausnahme des Hulks ein ähnliches Schicksal (als da wären „The Illussionist“, „Down in the Valley“ sowie „Der bunte Schleier“) – und das, obwohl alle drei zweifelsohne besser sind als ein durchschnittlicher Kinofilm...

Bill Kincaid (Edward Norton) ist fast am Ziel seiner Träume angekommen: Dem Philosophieprofessor winkt eine Stelle an einer Elite-Universität. Vorher muss er aber zurück in sein altes Leben nach Oklahoma, da sein eineiiger Zwillingsbruder Brady (ebenfalls Edward Norton) angeblich gestorben ist. Doch dem ist nicht so: Der Marihuana-Züchter ist wohlauf und wollte Bill nur als perfektes Alibi in die Heimat locken. Denn er muss seine Probleme mit dem örtlichen Drogenbaron schnellstmöglich und am besten endgültig lösen. Erst sieht alles nach einem perfekten Plan aus, die Illusion funktioniert. Doch eine flüchtige Bekanntschaft droht alles auffliegen zu lassen…

Vor allem mimisch spielt Edward Norton die beiden grundverschiedenen Zwillinge herausragend glaubhaft. Man vergisst manchmal, dass er in Wahrheit mit der Luft anstelle seines Bruders agiert. Dies liegt auch an der guten Technik: So wirft Bradys Hand beispielsweise beim Ausholen einen realistischen Schatten auf das Hemd Bills - ein durchaus wichtiges Detail. Doch auch filmisch stimmt hier nahezu alles: Die Nebencharaktere gehen an der Seite der Brüder nicht unter, sondern sind entscheidend für die Glaubwürdigkeit der treffenden Dialoge und des stillen, aber sehr angenehmen Humors. Der Streifen selbst macht im Verlaufe der 100 Minuten eine interessante Wandlung vom ruhigen Drama über eine abgedrehte Komödie zum spannenden Krimi. Das mag nicht jedermanns Sache sein, wirkt aber nie aufgesetzt. Man hätte allerdings die Wandlung der Protagonisten gerne etwas tiefgründiger beleuchten dürfen, anstatt eine etwas unpassende Botschaft für eine bessere Welt zu thematisieren.

Der heimliche Star von „Leaves of Grass“ ist übrigens Tim Blake Nelson, der ausführender Produzent war, das Drehbuch schrieb, Regie führte sowie eine der wichtigsten Nebenrollen als Bradys bester Freund und Geschäftspartner übernahm. Unterstützt wird er dabei von der motivierten Darstellerriege und einer stets passenden Musikuntermalung. Technisch erlaubt sich die DVD keine Schwächen, sowohl Bild als auch Ton sind fehlerfrei. Gerade noch gut sind die Boni mit einigen Trailern und vor allem dem kurzen, aber sehr informativen Making-Of.

Andreas Fröhlich, Edward Nortons deutscher Stammsynchronsprecher, gibt sich übrigens alle Mühe, sowohl dem gebildeten Bill als auch dem hinterwäldlerischen Brady den Charakter des Originals zu verleihen. Dies gelingt ihm außerordentlich gut, wenngleich er den genialen, aber kaum verständlichen Südstaatenakzent Bradys in der hiesigen Fassung natürlich kaum imitieren kann. „Leaves of Grass“ fehlt also doch manches Detail zum „sehr gut“, was Filmfans aber nicht abhalten sollte, mit dieser dramatischen Krimi-Komödie einen angenehmen und abwechslungsreichen Abend zu verbringen.

Bild: gut
Ton: gut
Synchronisation: gut
Musik: gut
Schauspielerische Leistung: sehr gut
Drehbuch/Regie: gut
Kamera: gut
Extras: gut

Filmwertung: GUT – Note 1,9


19. November 2010

DVD-Kritik: The Big Empty

Genre: Mystery / Drama / Komödie Produktion: USA 2003 Regisseur: Steve Anderson Darsteller: Jon Favreau, Rachael Leigh Cook, Adam Beach, Joey Lauren Adams, Daryl Hannah, Bud Cort, Sean Bean FSK: ab 12 Anbieter (und Copyrightinhaber des eingebetteten Film-Covers): epiX

Bluuuuuuuuueeeeeeeee suitcase… wäre ein passendes Titellied für diese Mischung aus Mystery, Drama und Komödie gewesen. Tatsächlich spielt die Farbe Blau eine wichtige Rolle in dieser Independent-Produktion, welche immerhin mit einigen bekannten Mimen aus der zweiten Reihe Hollywoods aufwarten kann (Rachael Leigh Cook, Daryl Hannah, Sean Bean, Jon Favreau) und bei manchem Fan tatsächlich den Status eines Kultfilms innehat. Grund genug für mich, einmal einen genaueren Blick auf die Special Edition zu werfen.

Der langzeitarbeitslose Schauspieler John Person (Jon Favreau) erhält die Möglichkeit, durch einen Botengang all seine Schulden zu begleichen. Er soll lediglich einen blauen Koffer einem Mann namens Cowboy übergeben. Jedoch muss er dessen Inhalt – ohne ihn zu kennen, versteht sich – notfalls mit seinem Leben verteidigen. John hat nichts zu verlieren und stimmt schließlich zu. Er macht sich auf die Reise und lernt vor allem die Damen des kleinen Örtchens an der Wüste kennen. Doch dann erfährt er vom Mord an seinem Auftraggeber. Und im Örtchen hält sich seit Jahren das Gerücht, es verschwänden Menschen auf mysteriöse Weise – womöglich durch Außerirdische. Schließlich hat auch das „Warten auf Godot“ ein Ende und der Cowboy (Sean Bean) taucht auf. Vielleicht bringt er ja Licht ins blaue Dunkel…

Eigentlich mag ich Filme, in denen nicht allzu viel passiert. Nur bei „The Big Empty“ kommt es mir manchmal so vor, als fehle einfach etwas. Vielleicht liegt es am offenen Ende oder an den bereits auf dem Cover angestellten Vergleich mit dem Meister der Verwirrung, David Lynch. Nachdem ich das dreiviertelstündige Bonusmaterial der Special Edition sah, wusste ich dann, dass es scheinbar wirklich nicht die Intention war, dem Streifen etwas mehr Tiefe zu verleihen. Und so plätschert der Film vor sich hin, bringt den Zuschauer manchmal zum Schmunzeln, selten auch zum Nachdenken, aber meist lässt er ihn im Stich. Und das, obwohl die Zutaten stimmen: nette Story, skurrile Figuren, ein motivierter Cast. Aber eben nicht die Vielschichtigkeit eines David Lynch. Und auch nicht den Kultcharakter eines „The Big Lebowski“. Was bleibt, ist ein ordentlicher Film, der eigentlich keine größeren Fehler macht und beispielsweise für Fans der Schauspieler einen Blick wert sein kann. Kurz: ein Kultfilm in vielen, jedoch leider nicht in meinen Augen.

Bild: gut
Ton: gut
Synchronisation: gut
Musik: befriedigend
Schauspielerische Leistung: gut
Drehbuch/Regie: befriedigend
Kamera: befriedigend
Extras: sehr gut

Gesamtwertung: BEFRIEDIGEND – Note 3,2



Anmerkung: Kurios ist die Trailershow auf dem ersten der beiden Silberlinge. Die meisten Teaser des scheinbar sehr schwachen epiX-Sortiments musste ich abbrechen, da sie kaum mehr als unerträglichen Trash zeigten. Oder würden euch Titel wie Der Teufel von Rudow“ oder Swingers“ begeistern?

14. November 2010

Der Podcast: Folge1

Endlich ist die lange geplante erste Folge des Podcasts von „Das Filmzeugnis“ online! Also sperrt die Lauscher auf, ich wünsche gute Unterhaltung!


Der Inhalt:

00:10 min: Serien-Check: It’s always sunny in Philadelphia

04:58 min: Kurz kritisiert: Collateral Damage – Zeit der Vergeltung

07:57 min: Beileger-Infos: Eine kleine Einführung ins Thema sowie die Kritik zu den Film-Beilegern der folgenden Magazine:
• SFT (Shadowless Sword)
• Computer Bild (Zivilprozess)
• Widescreen (36 Stunden bis zum Tod)
• DVD Magazin (Der Unhold)
• TV Movie (Underworld)
• TV Direkt (Intermission)
• AudioVideoFoto Bild (Verlockende Falle)

13:52 min: Sonstiges: Was es sonst noch zu sagen gibt, vor allem die Bitte, dass ihr mir im Kommentarbereich (keine Anmeldung erforderlich: wählt einfach "Name/URL") mitteilt, wie ihr Folge 1 fandet, ob ihr eine zweite wollt und inwiefern ich diese verbessern könnte. Doch bei aller erwünschter Kritik: Über Lob freue ich mich natürlich auch!

8. November 2010

Aus dem Kuriositätenkabinett: The Black Hole

Ein Büroangestellter kopiert sich aus Versehen ein Schwarzes Loch herbei und kommt bald auf die Idee, sich ein wenig zu bereichern. Doch Habsucht zählt ja nicht umsonst zu den sieben Todsünden…



Und die Moral von der Geschicht’: Schwarze Löcher nutzt man nicht!

4. November 2010

Jim Jarmusch Special: Stranger than Paradise

Genre: Drama / Road Movie Produktion: USA 1984 Regisseur: Jim Jarmusch Darsteller: John Lurie, Eszter Balint, Richard Edson, Cecillia Stark FSK: ab 12 Anbieter (und Copyrightinhaber des eingebetteten Film-Covers): Kinowelt / Arthaus

Der Ungar Bela (John Lurie) lebt seit zehn Jahren in New York, nennt sich nur noch Willie und hat die Verbindungen zu seiner Famile größtenteils gekappt. Doch seine Tante Lotte, die in Cleveland lebt, überredet ihn, die frisch aus Budapest eingetroffene Eva (Eszter Balint) für einige Tage bei sich aufzunehmen, ehe diese nach Cleveland reist. Willies bester Freund Eddie zeigt sich besonders interessiert an der jungen Dame mit dem starken Akzent. Da Willie und Eddie keinen Job haben, sondern ihren Lebensunterhalt beim Falschspielen verdienen und bei Pferdewetten verzocken, beschließen sie nach einem Jahr, Eva und Tante Lotte in Cleveland zu besuchen. Bald schon wird es den Dreien dort aber zu langweilig, sodass sie kurzerhand eine Reise nach Florida unternehmen. Dort angekommen, läuft jedoch alles anders als geplant.
Eddie: “You know, last year before I met your cousin, I never know you were from Hungary or Budapest or any of those places. “
Willie: “So what? “
Eddie: “I thought you were an American.”
Willie: “Hey, I'm as American as you are. “
[Längeres Schweigen. Schließlich auf dem Weg nach Cleveland:]
Eddie: “Does Cleveland look a little like, uh, Budapest? “
Willie: “Eddie, shut up. “
Jim Jarmusch erhielt 1984, in meinem Geburtsjahr, bei den Internationalen Filmfestspielen in Cannes die Goldene Kamera für den besten Debütfilm. „Stranger than Paradise“ räumte auch bei anderen Festivals ab und gilt demnach als einer der besten Filme des Independent-Regisseurs. Selten wurden in solch starren Kamerawinkeln so viel Lebensgefühl und ein solch ungewöhnlicher Humor vermittelt. Genial ist beispielsweise die Szene, als Willie Eva einen Witz erzählen möchte: Er beginnt den Witz immer wieder von neuem, bis er eingestehen muss, ihn vergessen zu haben. Szenen wie diese wirken so echt, als seien John Lurie und Eszter Balint keine Schauspieler, sondern tatsächlich auf der Suche nach sich selbst. Ähnlich wie Allie in „Permanent Vacation“ lassen sie sich von der Musik treiben, ohne je eine wirkliche Perspektive zu haben. Nur, dass der Zuschauer hier stärker involviert ist. Man ist stets gespannt, wie bei diesen Fahrten ins Ungewisse passieren wird. Doch eines muss dabei stets bedacht werden: Jim Jarmusch und ein Happy End sind zwei verschiedene Welten. Wenn der Schluss aber so passend ist wie hier, ist man ihm dafür sogar dankbar.

Wer hingegen nur auf die Technik achtet, sollte die Finger von der DVD lassen. Das Budget war knapp, entsprechend schlecht sind Bild und Ton (nur Englisch Mono) gealtert. Die optionalen deutschen Untertitel sind mitunter schwach übersetzt. Das Bonusmaterial des Silberlings beinhaltet immerhin zwei Texttafel, einige Trailer und das tonlose (!), viertelstündige Feature „January 1984: Stranger Than Paradise in Cleveland“.

Filmwertung: GUT – Note 2,3



Anmerkung: Im „Jim Jarmusch Special“ werde ich alle neun Filme der nach dem eigenwilligen Filmemacher benannten Collection (siehe Bild) nacheinander vorstellen. Demnächst folgt also Jarmuschs drittes Werk, „Down by Law“. Außerdem enthalten sind:

• Permanent Vacation (Zur Kritik)
• Mystery Train
• Night on Earth
• Dead Man
• Year of the Horse

• Ghost Dog - Der Weg des Samurai
• Coffee and Cigarettes

1. November 2010

Note 1 - Die Besten: American Beauty

Genre: Drama Originaltitel: American Beauty Produktion: USA 1999 Regisseur: Sam Mendes Darsteller: Kevin Spacey, Annette Bening, Thora Birch, Wes Bentley, Mena Suvari, Chris Cooper, Peter Gallagher, Allison Janney FSK: ab 16 Anbieter (und Copyrightinhaber des eingebetteten Filmcovers): DreamWorks / Paramount

Ein Meisterwerk, fünf hochverdiente Oscars: Bester Film, Beste Regie, Bestes Original-Drehbuch, Bester Darsteller (Kevin Spacey), Beste Kamera. „American Beauty“ ist einer dieser Filme, die im Gedächtnis bleiben. Immer wieder ertappe ich mich dabei, mit einem Schmunzeln an Lester Burnhams urkomisches Kündigungsgespräch zu denken – oder aber ich sinniere über Ricky Fitts’ Monolog zu einem selbst gefilmten Video, in welchem eine Plastiktüte vom Wind durch eine Hofeinfahrt geweht wird. Es sind solche Momente, die Sam Mendes schlichtweg brillant eingefangen hat. So brillant wie viele der anderen Szenen in dieser Mischung aus wunderschöner Erzählung und schonungsloser Abrechnung mit dem amerikanischen Spießbürgertum.
„Mein Job besteht im Wesentlichen darin, die Verachtung zu verbergen, die ich gegen die leitenden Arschlöcher hege, und einmal am Tag die Herrentoilette aufzusuchen, um mir ordentlich einen zu wichsen.“
Lester Burnham (Kevin Spacey) führt ein lediglich auf den ersten Blick beschauliches Leben: Er hat einen langweiligen Job in der Werbebranche, lebt in einer symmetrisch angelegten Kleinstadtsiedlung mit einer Frau zusammen, für die er kaum mehr als Abscheu empfindet und hat eine Tochter, die ihn hasst. Es ist seine Geschichte. Doch gleichzeitig geht es um seine von Selbstzweifeln zerrissene Gattin, die Maklerin Carolyn (Annette Bening), die sich in eine skurrile Affäre mit dem „König der Immobilien“ stürzt. Und wir sehen seine Tochter Jane (Thora Birch), die mit dem – nach eigener Ansicht – schönsten Mädchen der Schule (Mena Suvari) befreundet ist und nebenbei von ihrem Nachbarn, dem oben bereits erwähnten Ricky Fitts, gefilmt wird, nach und nach aber den Jungen hinter der Kamera immer besser kennen lernt. Jenen Hobbyfilmer nämlich, der versucht, irgendwie mit seinem von Militärwahnsinn und Schwulenhass geprägten Vater und seiner apathischen Mutter zusammen zu wohnen. Und, und, und.
„Manchmal habe ich das Gefühl, all die Schönheit auf einmal zu sehen. Doch das ist einfach zu viel. Mein Herz fühlt sich dann an wie ein Ballon, der kurz davor ist zu platzen. Und dann geht mir durch den Kopf: Ich sollte mich entspannen und aufhören zu versuchen, die Schönheit festzuhalten. Dann durchfließt sie mich wie Regen. Und ich kann nichts empfinden außer Dankbarkeit für jeden einzelnen Moment meines dummen kleinen Lebens.“
Sam Mendes erzählt in knapp zwei Stunden so viel über diese so unterschiedlichen Charaktere. Er beleuchtet jeden davon so genau, wie es manch anderem Film nicht annähernd bei dessen Protagonist gelingt. Doch „American Beauty“ ist mehr als eine Charakterstudie: Es ist gleichzeitig eine scharfsinnige Satire, eine pointierte Komödie und ein mitreißendes Drama über das Leben. Sieht man den Filmtitel, könnte man Schlimmstes erahnen. Doch es geht um ein Amerika ganz ohne Pathos. Und um die Schönheit ohne jeden Kitsch. Alles in allem ein Film, den man gesehen haben sollte. Oder besser: den man gesehen haben muss.

Filmwertung: SEHR GUT – Note 1,1